Band: Wishing Well
Album: Do Or Die
Spielzeit: 48:04 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Inverse Records
Veröffentlichung: 13.03.2020
Homepage: www.facebook.com/wishingwell2016
Es müsste ungefähr Siebte-Klasse-Stoff im Deutschunterricht sein: Wenn man für oder wider etwas argumentiert, sollte man sich die stärksten Punkte, deren Vermittlung man am wichtigsten findet, für’s Ende aufheben. Dementsprechend, weil ich doch am Ende der Platte viel Positives an ihr finden kann, zuerst mal die Kritik. Jouh, einige Songs sind mal wieder unter dem Anspruch entstanden, was richtig schön klassisch Metallisches zu machen („Do Or Die“, „Made Of Metal“, „Homeless Soul“…). Dabei wurde halt wie gewohnt darauf verzichtet, ihnen besondere individuelle Merkmale zu geben, die sie aus der Masse von metallischen Metaltracks hervorgehoben hätten. Okay, warte, da wäre immerhin noch eine E-Orgel, die in jedem Song ziemlich präsent ist, aber die beschränkt sich zu 95% auf liegende Akkorde oder in Extremsituationen mal ein primitives Solo („To Be Or Not To Be“) und verkauft sich verdammt nochmal einfach unter Wert. Dazu könnte der Sänger ein bisschen mehr Druck in seine Stimme packen.
Nun zu den positiveren Punkten: Das dritte Album der Finnen von WISHING WELL ist eher warm und auf jeden Fall okay produziert, Band und Sänger treffen Takt und Töne und machen ebenfalls einen guten Job. Obgleich die E-Orgel doch eher auf Sicherheit gespielt ist, gibt sie dem Heavy Metal auf „Do Or Die“ eine angenehme zusätzliche Komponente, die zeitweise durch leichte Stoner-Nuancen ergänzt wird. Musikalisch ist der Start etwas schleppend, nicht weil die ersten Tracks schlecht wären, sondern eher standard ohne große Höhepunkte.
Dafür gibt es allerdings auch „Sermon On The Mountain“, das trotz seiner melancholischen Grundstimmung ziemlich beschwingt und leichtgängig anmutet und Charakter hat. Dafür gibt es auch „Lost In The Night“ mit spaßigem Partybeat, gelungenem Chorus und ruhigem Outro, und es gibt „Live And Learn“, das als Ballade beginnt, dann aber ein echt fetter Gänsehaut-ohne-Kitsch-Track wird, der mehr als stabil ausfällt. Auch bei „The Gates Of Hell“ eine Mischung aus ruhigen und kraftvoll knallenden Passagen, ein wenig Doom/Stoner-Spirit und ordentlich Stimmung; und Cosmic Ocean hat keine E-Gitarren und Drums, dafür aber sogar eine Flöte dabei, und dazu eine coole Melodieführung.
Fazit:
Für den ganz großen Wurf ist doch ein bisschen zu viel Standard-Heavy-Metal auf „Do Or Die“ vertreten. Aber die Platte deswegen links liegen zu lassen wäre auch ein Fehler, denn von der Hälfte der Songs kann ich guten Gewissens weit Positiveres berichten als dass sie halt korrekt gespielter Metal sind. 50% des Albums sind stabil, 50% enthalten einen merklichen „Oha“-Faktor“. Ich empfehle explizit ein Antesten der Anspieltipps – und bei Gefallen natürlich immer einen Kauf des Albums.
Anspieltipps:
„Lost In The Night“, „Sermon On The Mountain“ und „Live And Learn“
WERTUNG:
Trackliste:
01. Do Or Die
02. Made Of Metal
03. We Shall Never Surrender
04. Sermon On The Mountain
05. Lost In The Night
06. Homeless Soul
07. Live And Learn
08. To Be Or Not To Be
09. The Gates Of Hell
10. Cosmic Ocean
Jannis