Band: Wolverine
Album: Cold Light Of Monday
Spielzeit: 51:41 min.
Stilrichtung: Progressive Rock/Metal
Plattenfirma: Earache Records
Veröffentlichung: 17.11.2003
Homepage: www.wolverine-overdose.com
“Cold Light Of Monday” ist so ein Album, von dem ich mir gewünscht hätte, es wäre nicht veröffentlicht worden, bevor ich meine Rezensententätigkeit begonn. Egal, was soll’s, Zeitmaschine, ab geht’s ins Jahr 2003.
Hatten die Schweden von WOLVERINE ursprünglich als Death-Metal-Band begonnen, so bewegt man sich auf dem dritten Album “Cold Light Of Monday” doch mittlerweile in größtenteils ruhigen und edel erdig produzierten Progressive-Metal/Rock-Sphären. Während die Grundstimmung der meisten Alben in diesen Genres entweder nachdenklich, tendenziell fröhlich oder frustriert ist (oder eine Mischung aus allem), zieht “Cold Light Of Monday” den Hörer, salopp formuliert, gnadenlos runter. Erzählt wird auf der als Konzeptalbum gestalteten Platte die Geschichte einer jungen Frau namens Sarah, die zu Beginn vergewaltigt wird und sich im Folgenden mit den psychischen Auswirkungen dessen und ihren selbstzerstörerischen Arten, damit umzugehen, auseinandersetzen muss. Die Qualtiät der Texte ist, gelinde gesagt, eindrucksvoll. Sehr sensibel und respektvoll geschrieben, zum Teil aus Sarahs Perspektive und zum Teil aus der eines Erzählers, der ihre Gedanken und Emotionen zu vermitteln weiß. Das Resultat ist authentisch, bedrückend und ein außergewöhnlich realistisches Bild der Auswirkungen einer derartigen Tat auf das Opfer.
Zum Meisterwerk wird “Cold Light Of Monday” in Kombination mit der musikalischen Ebene. Ruhig, melancholisch, melodiös, wunderschön und gleichzeitig teils grässlich unangenehm – gerade Tracks wie das hypnotische, klangkunstartig anmutende “Tightrope” haben den Anschein, als habe man einem friedlich-harmonischen ungebrochenen Album etwas Grausames angetan. Gerade diese Tracks/Passagen sind tatsächlich schwer hörbar, vermitteln dabei die im Text dargestellten Emotionen umso stärker (erwähnenswert an dieser Stelle auch “Red Canvas” und “Dust”). Doch auch die melodiöseren, “klassischeren” Tracks auf “Cold Light Of Monday” sind nicht weniger beeindruckend komponiert. Sei es die gelungene Mischung aus Melancholie und Fröhlichkeit im Drogentrack “Carousel”, die kurze aber berührende Ballade “Trust”, der intensive Endtrack oder der Weltklasse-Chorus von “Sarah”; Ausfälle sucht man vergeblich.
Garniert wird all das durch ins Hirn gehende Refrains (“Sarah”, “Carousel”, “Pantomime” etc.), eine vielseitige Instrumentierung, einige elektronische Komponenten, eine unaufdringliche Progressivität und die großartige Stimme von Stefan Zell. Das letztendliche Resultat ist ein Album, das Emotionen unvergleichlich zu vermitteln vermag, alles andere als leicht hörbar ist und am besten mit dem Booklet in der Hand im heimischen Sessel genossen werden sollte. Und ein Album, das nach der subjektiven Meinung des Rezensenten verdammt nah an der Perfektion ist.
Anspieltipps:
Alles am besten in einem Rutsch durchhören. Ansonsten: “Sarah”, “Carousel”, “Trust” und “Tightrope”
Fazit:
Jedem zu empfehlen, der Progressive Rock/Metal mag und der weiß, dass eine deprimierte Grundstimmung am Ende eines Albums ein absolut würdiger Preis für das Privileg sein kann, es gehört haben zu dürfen. Ganz große Kunst, die sich wohl kein Besitzer der Platte nur einmal antun wird.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Dawn
02. Sarah
03. New Best Friends
04. Tightrope
05. Carousel
06. Trust
07. Pantomime
08. Red Canvas
09. Dusk
10. Tied With Sin
11. The Final Redemption
Jannis