Band: Y&T
Album: Earthshaker / Black Tiger / Mean Streak (Re-Releases)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock, Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 06.07.2018
Homepage: www.rockcandyrecords.com
Die anfangs als YESTERDAY AND TODAY gestarteten Hardrocker aus der Bay Area (San Francisco) gelten auch heute noch als Garant für erstklassigen, handgemachten Hardrock mit Ecken und Kanten sowie einer gehörigen Portion Schmutz und Blues in den Adern. Was die Truppe um Ausnahmegitarrist/Sänger Dave Meniketti aber von der Konkurrenz ein gutes Stück absetzte war ihr untrügliches Gespür für packende Melodien, die immer kitschfrei und in hart zupackenden und dabei nie kitschigen Rocksongs verpackt waren. Nach 2 eher unspektakulären Alben, auf denen die Band noch (unter altem Namen) Ihren Stil suchte, ging es dann auf dem von Bob Shulman and David Sieff produzierten Album „Earthshaker“ aus dem Jahr 1981 relativ grade ab durch die Decke …
Den alten Namen hatte die Band mittlerweile abgelegt und gegen da kürzere/griffigere Y&T eingetauscht. Und auch der Rest wurde auf höchstmögliche Effizienz getrimmt. Und wer sich Hardrocker schimpft und noch nie die Überhymnen „Rescue me“ und „I Believe In You“ gehört hat, bei dem ist irgendetwas in der Erziehung falsch gelaufen. Zwischen diesen beiden Bandklassikern, die auch heute noch in keiner Setlist der Truppe fehlen dürfen, tummelten sich weitere Hochkaräter wie der Opener „Hungry For Rock“ oder „Let Me Go“. „Earthshaker“ war der einschneidende Wendepunkt in der Karriere von Y&T – ein Album gespickt mit starken Songs, eingespielt von einer jungen, hungrigen Gruppe, dass die Herzen der Fans weltweit im Sturm eroberte. Aber auch ein Meilenstein, an dem sich die folgenden Alben der Jungs messen lassen mussten. Wer nur Geld und/oder Platz für ein einziges Y&T Album in seiner Sammlung hat, der muss sich dieses quasi-Debüt besorgen. Besser wurde es eigentlich nie wieder …
Für das nächste Album holte man sich dann mit Max Norman einen ausgesprochenen Fachmann in Sachen kraftvolle Metalsounds ans Mischpult. Der Herr hatte bereits die beiden ersten Ozzy Osbourne Soloscheiben betreut und schaffte es, der Band ein noch kernigeres Soundgewand zu verpassen. „Black Tiger“ kann auch heute noch mit seinem wuchtigen, fetten Sound überzeugen und hat, ähnlich wie sein Vorgänger, dem Zahn der Zeit widerstanden. So richtig konnten Y&T aber das hohe Niveau des Überfliegers aus dem Jahr 1981 nicht halten. Auch wenn „Black Tiger“ mit „Open Fire“, „Winds of Change“ oder dem schmissigen, hitverdächtgen „Don’t Wanna Lose“ wieder einige hochkarätige Kracher im Programm hatte, war die Scheibe einfach nicht so kompakt und durchschlagend wie „Earthshaker“ – vielleicht fehlte auch einfach der Überraschungsmoment der die vorherige Scheibe so urplötzlich in die Landschaft gehieft hatte. Denn die für die Band so enorm wichtigen Zutaten (allen voran Menikettis fantastisches Gespühr für grandiose Gitarrensoli und packende Melodielinien) waren natürlich immer noch in hohem Maße vorhanden. Auch hier gilt also: wer diese Scheibe nicht kennt, hat definitiv etwas verpasst. Geht quasi als „Earthshaker 2.0“ durch …
Nun durfte auch mal die damals sehr angesagte Koryphäe Chris Tsangarides (u.a. Judas Priest, Thin Lizzy, Yngwie Malmsteen) als Produzent ran, der den Jungs abermals einen leicht anderen Klang zurechtzimmerte. Sowohl in den Songs, als auch im Klang hielt nun langsam aber sicher eine (noch sehr dezente) Politur Einzug ins Y&T-Universum. Die Tracks wurden nun hörbar aufs Radio zugeschnitten („Down And Dirty“) und die Ecken und Kanten abgeschliffen. „Mean Streak“ bildet zusammen mit „Earthshaker“ und „Black Tiger“ zwar so etwas wie die heilige Trinität in der Y&T Diskographie, hinkt im Vergleich zu den beiden anderen Platten aber dann schon etwas deutlicher hinterher. Während die Band weiterhin spieltechnisch alles gab, musste man wohl dem heftigen Arbeitspensum und den Erwartungen der Labelbosse Tribut zollen. Schlecht ist die Platte beileibe nicht, und für Songs wie den Titelsong „Mean Streak“ oder das geniale „Midnight In Tokyo“ hätten andere Bands ihr letztes Hemd gegeben. Aber es zeichnete sich bereits ab, was in den Folgejahren mit Scheiben wie „Down for the Count“ auf die Spitze getrieben wurde: der Tausch vom erdigen, kernigen blues-beeinflussten Heavy Rock zugunsten Keyboardlastiger AOR Massenware. „Mean Streak“ geht aber dennoch als echter Klassiker der Band durch und hat auch heute noch eine Menge richtig guter Rockmusik zu bieten.
Nach diesen 3 wirklich formidablen Platten, die jeder Hardrocker der etwas auf seine Plattensammlung zählt im Regal stehen haben sollte, veröffentlichte die Truppe zwar weiterhin in regelmässigen Abständen Alben, das Niveau bekam aber eine merkliche Delle. Den Drive und Biss, sowie die Hitdichte, bekamen die Jungs einfach nicht mehr auf Albumlänge eingetütet. Und auch das Comeback Album „Facmelter“ (2010) auf dem Frontiers Label konnte nicht, wie bei den Kollegen Pretty Maids, für einen zweiten Frühling sorgen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall das vom Stefan besprochene Live-Album „Live at the Mystic“ (2012), das die Stärken der Band nochmal perfekt einfängt. Kurz und bündig: wer die hier vorgestellten Scheiben noch nicht hat, hat echt was verpasst. Also keine Ausreden mehr, vor allem weil die vorliegenden Rock Candy Re-Releases wie immer neben einem guten Remastering, den ein oder anderen Bonustrack (leider nicht auf „Earthshaker“) sowie sehr interessante Linernotes zu bieten haben.
WERTUNG:
Earthshaker
Black Tiger
Mean Streak
Trackliste:
Earthshaker (1981)
01. Hungry For Rock
02. Dirty Girl
03. Shake It Loose
04. Squeeze
05. Rescue Me
06. Young And Tough
07. Hurricane
08. Let Me Go
09. Knock You Out
10. I Believe In You
Black Tiger (1982)
01. From The Moon
02. Open Fire
03. Don’t Wanna Lose
04. Hell Or High Water
05. Forever
06. Black Tiger
07. Barroom Boogie
08. My Way Or The Highway
09. Winds of Change
10. Somebody For Me (Bonus Track)
Mean Streak (1983)
01. Mean Streak
02. Straight Thru The Heart
03. Lonely Side of Town
04. Midnight In Tokyo
05. Breaking Away
06. Hang ‘E, High
07. Take You To The Limit
08. Sentimental Fool
09. Down And Dirty
10. I’m Not Sorry (Bonus Track)
Mario